Gestern habe ich bei bestem Wetter das erste mal richtig was vor gehabt. Ich unterstütze meine damalige Flugschule ein wenig, indem ich hier und da mal einen Rundflug übernehme, wenn es zeitlich alles zu eng beisammen liegt. Ich hatte gestern zwei Fluggäste in Höxter. Beide wollten sich die schöne Welt einmal von oben ansehen.
Also bin ich gegen Mittag in Oerlinghausen EDLO mit der C42 von der Tankstelle via Piste 22 in Richtung Höxter EDVI aufgebrochen. Auf dem Flug nach Höxter bemerkte ich bereits die thermischen Aktivitäten in der Luft und hoffte gestandene Karussellfahrer in Höxter anzutreffen. Mein erster Fluggast (ca. 16 oder 17 Jahre alt) beichtete mir direkt als erstes, dass er vorher nie geflogen sei. Ich fragte ihn direkt ob er gerne Karussell fährt: „Nö eigentlich nicht, ist zu teuer, bin ja ein Lipper“, kam da als Antwort. Mit gemischten Gefühlen stiegen wir ins Flugzeug ein…
Ich prüfte sicherheitshalber nochmal ob die „Tüten“ noch an demselben Platz lagen, doch nach dem Start ging es ihm super. Er wollte sich seinen Heimatort anschauen, danach noch ein wenig über den Schiedersee und schließlich in Richtung Hermannsdenkmal fliegen. Alles ist super gelaufen, bis es auf dem Rückflug vom Hermann nach Höxter mit ca. 40km/h Gegenwind doch etwas schaukelig wurde. Etwa 15km vor Höxter tippte er mich an und sagte mir mit völlig bleichem Gesicht: „Mir ist schlecht…“. Ich habe Ihn schnell mit sehr viel Luft versorgt, habe ihm empfohlen einen Punkt in der Landschaft anzuvisieren und fragte Ihn einfach einige Dinge über das was er macht wenn er nicht gerade fliegt :) Ruck zuck waren wir im Endanflug und ich freute mich gleich mit Ihm wieder unten zu ein. Ich glaube ich freute mich sogar mehr als er :)
Mein nächster Fluggast war da schon etwas schmerzfreier. Zum Brocken in den Harz sollte es gehen. Da war einiges an Thermik unterwegs. Aber mein Fluggast freute sich und sagte: „Da merkt man wenigstens, dass man fliegt…“. Der war total beschäftigt und hat locker 100 Fotos geschossen und mir die komplette Landschaft erklärt. Der kannte sich gut aus. Ich bin jetzt Experte der umliegenden Gebirge, ich weiß genau wie hoch die Berge sind, was der Fluggast am 1. Mai gemacht hat und kenne mich nun wunderbar mit dem Bergbau und seinen Folgen für die Landschaft aus. Nach dem Umkreisen des Brocken sind wir dann wieder auf Kurs von Höxter gegangen und durch die Rückenwindunterstützung mit ganz lockeren 180 km/h GS zurückgeflogen (mit der C42 – 140 km/h TAS). Der war total zufrieden und sagte schon er würde das nochmal machen wollen.
Mich interessierte eigentlich nur noch mein Benzinvorrat, denn auf dem Rückweg vom Brocken stieß die Nadel schon einmal an die Null-Markierung. Da ich aber wusste, dass die Benzinanzeige eher den kritischen Wert anzeigt, habe ich mir den Tank nochmal genau angesehen. 17 Liter hatte ich noch um von EDVI nach EDLO zu kommen. Da ich auch noch Ostwind, demnach Rückenwind hatte, sollte das absolut kein Problem werden, sodass ich mit etwa 10 Litern reserve in EDLO angekommen bin (siehe Webcambild). Insgesamt ein guter Tag, der mir einige weitere Stunden Flugerfahrung bei eigentlich ungemütlichen Luftverhältnissen beschert hat. Aber es hat sich gelohnt…