Archiv für Juli 2013

Eigenes Flugzeug – Teil 1

verfasst am 9. Juli 2013

Seit meiner Pilotenausbildung Anfang 2008 sind Jahre ins Land gegangen. In dieser Zeit hat sich auf der einen Seite einiges, auf der anderen Seite gar nichts getan. Aber erst mal zum Flugzeug. Eigentlich suchte ich, korrigiere: meine mittlerweile ebenfalls vom Fliegervirus infizierte Freundin und ich, eine C42. Einfach zu fliegen, robust, gutmütig, wertbeständig, sowohl für Reisen als auch für die Schulung geeignet. Nach mehr als neun Monaten der verzweifelten Suche, stießen wir auf eine Anzeige des LSV Worms. Eine Fk9 Mark IV, Baujahr 2008, bei einer TBO von 2.000 Stunden erst 1.180 Stunden auf der Uhr, Funk, Transponder, Navigation, schlichtes Design, gepflegt und halbwegs erschwinglich. Naja, halbwegs heißt, dass wir unser eigentlich geplantes Budget um etwa 30% nach oben korrigieren mussten, aber was soll‘s.

Das Problem war, dass die Anzeige bereits satte zwei Monate im Netz stand und wir aufgrund des sehr schnelllebigen Flugzeugmarkts davon ausgingen, dass die Maschine schon vergriffen war. Ohne uns aus erster Hand davon zu überzeugen, schlugen wir uns die Maschine schnell wieder aus dem Kopf, erweiterten die Suche aber gleichzeitig um genau diesen Flugzeugtyp. Unser Ziel war nun also eine C42 oder eine FK9 Mark IV. Das Gute: Wir hatten plötzlich ein höheres Budget. Es tat sich nichts auf dem Flugzeugmarkt. Wir haben uns an diverse Hersteller geklemmt, das Internet durchforstet, hier nachgefragt, da nachgefragt. Aber es war einfach nichts zu machen. Ein letzter Funke Hoffnung blieb jedoch: Ein Gesuch bei ulForum.de.

Gesagt, getan. Ich verfasste ein Gesuch auf ulForum.de, hakte die Chance auf Erfolg bei dieser Art von Suche jedoch gedanklich als sinnlos ab. Meine Freundin hingegen war optimistisch. Und dieser Optimismus bestätigte sich direkt am nächsten Tag durch ein recht gut gefülltes Postfach mit Angeboten. Unter anderem befand sich unter den Angeboten auch ein Hinweis von einem User, der beim LSV Worms fliegt und mir tatsächlich mitteilte, dass genau die oben genannte FK9 Mark IV, die wir eigentlich schon als nicht mehr verfügbar abgehakt hatten, doch noch zum Verkauf steht. Oh Mann, jetzt muss es schnell gehen. Eine private Nachricht jagte die Nächste. Wir waren informationsgeil, wollten alles zu dem Vogel wissen, druckten Fotos aus, waren hin und weg. Ich schrieb eine E-Mail an den LSV Worms. Am nächsten Tag die Antwort: „Ja, die FK9 ist noch zu haben!“. Nach wenigen weiteren E-Mails stand der Telefontermin. Morgen, 20:00 Uhr. Ich notierte mir alles, was mir zu dem Muster einfiel, alles, was ich unbedingt fragen wollte, informierte mich bei einem FK Händler über mögliche Besonderheiten und natürlich auch über den angesetzten Preis. Er sagte nur: „Wie bitte? Die würde ich blind kaufen! Nicht zögern! Kaufen! Der Preis ist der Hammer!“.

Trotzdem haben wir hin und her kalkuliert, hatten aber schon irgendwie ein Dauergrinsen im Gesicht, welches man eigentlich operativ hätte entfernen lassen müssen. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Eine Nacht und ein Tag voller Hoffnung und gleichzeitigem Bangen lag vor uns. Doch dann war es endlich wo weit. 20:00 Uhr. Ich wähle die Nummer des 2. Vorsitzenden… besetzt. Oh Mann, mir ging vor Aufregung echt die Pumpe. Ein bisschen Baldrian wäre nicht schlecht gewesen. Ich wählte erneut… wieder besetzt. Arrrrr… Oh Gott, so aufgeregt war ich schon lange nicht mehr. Nach zwei weiteren Versuchen hörte ich plötzlich ein Freizeichen und daraufhin die nette Stimme des 2. Vorsitzenden des LSV Worms. Endlich. Während des etwa 45-minütigen Gesprächs haben wir über die L-Akte, die Wartung, zurückliegende Reparaturen, durchgeführte LTAs, das Leergewicht, das Rettungsgerät, den Motor, über Öl, bla bla bla und so weiter und so fort geredet. Die Fragen flossen nur so aus mir heraus und die Antworten kamen prompt. Das schaffte Vertrauen. Ich hatte ein gutes Gefühl, zeigte meiner mir gegenüber sitzenden Freundin mehrmals den Fliegerdaumen. Es wurde lockerer und lockerer. Wir sprachen über die Fliegerei, über den Verein, über Schwierigkeiten und die von anderen Vereinen oft fehlende Offenheit gegenüber Neuem (Ja, davon kann ich mittlerweile nicht nur Lieder, sondern ganze Alben singen) und über vieles, vieles mehr. Und dann wurde es nochmal spannend. Zwei weitere Interessenten gab es wohl, die sich jedoch noch nicht wirklich festlegen wollten. In diesem Moment notierte ich mir das Wort „Zusagen“ auf meinen Zettel. Das könnte das Ass im Ärmel sein, welches uns von den anderen Interessenten abheben würde und die Chance auf den Zuschlag erhöhen könnte. Ich erwähnte die Verhandlungsbasis und fragte im gleichen Atemzug: „Können wir denn noch was am Preis drehen?“. Ich war mir eigentlich sicher, dass der Preis feststeht. „Ähm, klar…“, antwortete er. Es folge eine etwa 1,375 Sekunden lange Pause, die mir wie mehrere Minuten vorkam: „so zwei Mille??“, fügte er etwas salopp hinzu! Ich fiel in diesem Moment aus allen Wolken und sagte direkt am Telefon zu, ohne das Flugzeug je gesehen zu haben. Wir vereinbarten noch schnell einen Besichtigungstermin mit Prüfung der Dokumente, der Akten und Probeflug, bedankte mich und beendete danach das Gespräch. Ich legte das Telefon auf den Schreibtisch und sagte: „Ich glaube, wir haben ein Flugzeug!“. Tränen, Freude, Erleichterung, Bier, Sekt. Es passte! Geil! Endlich mal ein Erfolgserlebnis nach den eigentlich durchweg negativen Nachrichten und Rückschlägen in den letzten Jahren. Wahnsinn! Wir waren aus dem Häuschen!

Alles Weitere, wie die Besichtigung des Flugzeugs mit Probeflug und die Übergabe, folgt in Teil 2 :)