Archiv zum Thema ‘Flugzeug’

Eigenes Flugzeug – Teil 2

verfasst am 6. September 2013

Im ersten Teil „Eigenes Flugzeug“ habe ich bereits darüber berichtet, wie der Vorabkontakt zum LSV Worms zustande kam, wie das Telefongespräch lief und, dass wir uns mit einer mehr oder weniger blinden Kaufzusage nebst Besichtigungstermin voneinander verabschiedet haben.

Dann war es endlich so weit. Wir sattelten unser Fahrzeug und fuhren geschlagene 360 km mit dem Auto nach Worms. Es war nicht der schönste Tag zum Fliegen, aber der Wettergott meinte es gut mit uns. Den Probeflügen stand nichts im Wege. In Worms angekommen haben wir schnell die Verantwortlichen gefunden und machten uns direkt auf den Weg zum Vorfeld. Da stand sie. Ganz in weiß. Mit bereits abgenommener Cowling. Wir waren hin und weg, schritten zum Flugzeug, schauten uns viele aber sicherlich nicht alle Details an, machten Fotos und staunten einfach nur über den wirklich guten Zustand des Fliegers. Prinzipiell erschienen fast alle Anwesenden – ausgenommen von uns – etwas traurig. Die FK9 scheint dort auf jeden Fall einen sehr zuverlässigen Dienst geleistet zu haben und viele der dort anwesenden Mitglieder haben sich über die Jahre wohl in das gute Stück verliebt. Wir allerdings auch – auf den ersten Blick :)

Nach dem üblichen Smalltalk und weiteren 20 – 30 Fotos wurden wir dann vom Fluglehrer zum Probeflug eingeladen. Meine Wenigkeit hatte den Vortritt. Wir starteten bei leichtem Wind auf der Nase mit Klappen in Stufe 1 und gut 100 km/h am Staurohr über die Piste 06 in Richtung Nordosten. Wahnsinn, diese Steigleistung. Die hat mich echt ein bisschen beeindruckt. Vor allem deswegen, weil wir uns nahe des MTOW von 472,5 Kilogramm bewegten. Aber die FK ging ab wie Schmidts Katze. Steilkurven, Strömungsabrisse, Langsamflug mit und ohne Klappen, der geringe Verbrauch bei Höchstgeschwindigkeit. Gutmütig und agil gleichzeitig. Unglaublich! Ich war sofort hin und weg von der Kiste und freute mich einfach nur noch über den bevorstehenden Deal.

Wir trimmten die Kiste ein bisschen aus, ließen den Knüppel los. 30 Sekunden, eine Minute, zwei Minuten und es passierte nichts. Der Flieger war weder am Sinken, noch gewann er an Höhe, gierte oder rollte. Er flog, wie auf Schienen. Mit einem breiten Grinsen beobachtete ich dabei die Durchflussanzeige am UL-MIP. Knapp neun Liter bei 4.400 Touren und etwa 175 km/h. Damit lässt es sich gut leben und vor allen Dingen gut von A nach B kommen. Wir schoben das Gas noch etwas weiter rein. 4.800 Touren . Am Stau: satte 210 km/h. Verbrauch? So etwa 11 – 12 Liter pro Stunde. Geil.

Die Landung war für meinen Geschmack dann etwas langsam und dadurch auch schwammig. Ich hätte anstatt der leicht unter 100 km/h Anfluggeschwindigkeit mit Klappen in der ersten Stufe eher 110 km/h gewählt. Aber gut. Geklappt hat es. Ich stieg aus und war echt begeistert. Meine Freundin kam mir mit einem fragenden Gesichtsausdruck entgegen. Der Fliegerdaumen mit einem „Viel Spaß…“ reichte vollkommen aus. Ich konnte es vorerst noch nicht in Worte fassen.

Während meine Freundin zum Probeflug einstieg, schnappte ich mir die Kamera und lief vollkommen fasziniert über das Flugplatzgelände, konnte die Eindrücke noch gar nicht verarbeiten. Ich hatte schon weit über 100 Stunden auf diesem Muster und eigentlich war ich die Flugleistungen von der FK9 gewohnt. Es kam jedoch hinzu, dass dieses Flugzeug nach dem Probeflug mit meiner Freundin uns gehören wird. Unbezahlbar. Wahnsinn. Nicht in Worte zu fassen. Ein eigenes Flugzeug.

Auch meine Freundin landete sicher und war schier begeistert von dem Vogel. Wir wanderten ins Clubhaus, unterhielten uns ein wenig über den Flugplatz, über Vereine, kommerzielle Flugschulen, über das Fliegen eben. Und dann kam er, der Spruch, auf den nicht nur die, sondern auch ich gewartet haben: „Ich glaube, wir sind im Geschäft.“. Der 1. Vorsitzende eilte hinzu, wir gingen die Dokumente noch ein letztes Mal durch und unterzeichneten schließlich den Kaufvertrag. Ein letzter Handschlag besiegelte den Deal und es war geschafft. Wir waren Besitzer eines eigenen Flugzeugs und bekamen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Ab diesem Zeitpunkt lief alles ab, wie im Film. Wir stiegen ins Auto, freuten uns einen Ast ab und gaben richtig Gas, weil Dortmund gerade gegen Bayern München im Finale der Championsleague stand.

Die erste Halbzeit verfolgten wir noch auf der Autobahn über einen englischen Radiosender, die zweite Halbzeit gab es dann im Wohnzimmer. Von dem Spiel habe ich aber wenig bis gar nichts mitbekommen. Es gab hunderte Seiten an Dokumentation durchzublättern. Als eingefleischter Dortmund Fan hätte ich traurig darüber sein müssen, dass Bayern den Pokal am Ende hochhielt. Aber wir hatten ja ein eigenes Flugzeug. Da ist alles andere plötzlich ganz egal!

Eigenes Flugzeug – Teil 1

verfasst am 9. Juli 2013

Seit meiner Pilotenausbildung Anfang 2008 sind Jahre ins Land gegangen. In dieser Zeit hat sich auf der einen Seite einiges, auf der anderen Seite gar nichts getan. Aber erst mal zum Flugzeug. Eigentlich suchte ich, korrigiere: meine mittlerweile ebenfalls vom Fliegervirus infizierte Freundin und ich, eine C42. Einfach zu fliegen, robust, gutmütig, wertbeständig, sowohl für Reisen als auch für die Schulung geeignet. Nach mehr als neun Monaten der verzweifelten Suche, stießen wir auf eine Anzeige des LSV Worms. Eine Fk9 Mark IV, Baujahr 2008, bei einer TBO von 2.000 Stunden erst 1.180 Stunden auf der Uhr, Funk, Transponder, Navigation, schlichtes Design, gepflegt und halbwegs erschwinglich. Naja, halbwegs heißt, dass wir unser eigentlich geplantes Budget um etwa 30% nach oben korrigieren mussten, aber was soll‘s.

Das Problem war, dass die Anzeige bereits satte zwei Monate im Netz stand und wir aufgrund des sehr schnelllebigen Flugzeugmarkts davon ausgingen, dass die Maschine schon vergriffen war. Ohne uns aus erster Hand davon zu überzeugen, schlugen wir uns die Maschine schnell wieder aus dem Kopf, erweiterten die Suche aber gleichzeitig um genau diesen Flugzeugtyp. Unser Ziel war nun also eine C42 oder eine FK9 Mark IV. Das Gute: Wir hatten plötzlich ein höheres Budget. Es tat sich nichts auf dem Flugzeugmarkt. Wir haben uns an diverse Hersteller geklemmt, das Internet durchforstet, hier nachgefragt, da nachgefragt. Aber es war einfach nichts zu machen. Ein letzter Funke Hoffnung blieb jedoch: Ein Gesuch bei ulForum.de.

Gesagt, getan. Ich verfasste ein Gesuch auf ulForum.de, hakte die Chance auf Erfolg bei dieser Art von Suche jedoch gedanklich als sinnlos ab. Meine Freundin hingegen war optimistisch. Und dieser Optimismus bestätigte sich direkt am nächsten Tag durch ein recht gut gefülltes Postfach mit Angeboten. Unter anderem befand sich unter den Angeboten auch ein Hinweis von einem User, der beim LSV Worms fliegt und mir tatsächlich mitteilte, dass genau die oben genannte FK9 Mark IV, die wir eigentlich schon als nicht mehr verfügbar abgehakt hatten, doch noch zum Verkauf steht. Oh Mann, jetzt muss es schnell gehen. Eine private Nachricht jagte die Nächste. Wir waren informationsgeil, wollten alles zu dem Vogel wissen, druckten Fotos aus, waren hin und weg. Ich schrieb eine E-Mail an den LSV Worms. Am nächsten Tag die Antwort: „Ja, die FK9 ist noch zu haben!“. Nach wenigen weiteren E-Mails stand der Telefontermin. Morgen, 20:00 Uhr. Ich notierte mir alles, was mir zu dem Muster einfiel, alles, was ich unbedingt fragen wollte, informierte mich bei einem FK Händler über mögliche Besonderheiten und natürlich auch über den angesetzten Preis. Er sagte nur: „Wie bitte? Die würde ich blind kaufen! Nicht zögern! Kaufen! Der Preis ist der Hammer!“.

Trotzdem haben wir hin und her kalkuliert, hatten aber schon irgendwie ein Dauergrinsen im Gesicht, welches man eigentlich operativ hätte entfernen lassen müssen. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Eine Nacht und ein Tag voller Hoffnung und gleichzeitigem Bangen lag vor uns. Doch dann war es endlich wo weit. 20:00 Uhr. Ich wähle die Nummer des 2. Vorsitzenden… besetzt. Oh Mann, mir ging vor Aufregung echt die Pumpe. Ein bisschen Baldrian wäre nicht schlecht gewesen. Ich wählte erneut… wieder besetzt. Arrrrr… Oh Gott, so aufgeregt war ich schon lange nicht mehr. Nach zwei weiteren Versuchen hörte ich plötzlich ein Freizeichen und daraufhin die nette Stimme des 2. Vorsitzenden des LSV Worms. Endlich. Während des etwa 45-minütigen Gesprächs haben wir über die L-Akte, die Wartung, zurückliegende Reparaturen, durchgeführte LTAs, das Leergewicht, das Rettungsgerät, den Motor, über Öl, bla bla bla und so weiter und so fort geredet. Die Fragen flossen nur so aus mir heraus und die Antworten kamen prompt. Das schaffte Vertrauen. Ich hatte ein gutes Gefühl, zeigte meiner mir gegenüber sitzenden Freundin mehrmals den Fliegerdaumen. Es wurde lockerer und lockerer. Wir sprachen über die Fliegerei, über den Verein, über Schwierigkeiten und die von anderen Vereinen oft fehlende Offenheit gegenüber Neuem (Ja, davon kann ich mittlerweile nicht nur Lieder, sondern ganze Alben singen) und über vieles, vieles mehr. Und dann wurde es nochmal spannend. Zwei weitere Interessenten gab es wohl, die sich jedoch noch nicht wirklich festlegen wollten. In diesem Moment notierte ich mir das Wort „Zusagen“ auf meinen Zettel. Das könnte das Ass im Ärmel sein, welches uns von den anderen Interessenten abheben würde und die Chance auf den Zuschlag erhöhen könnte. Ich erwähnte die Verhandlungsbasis und fragte im gleichen Atemzug: „Können wir denn noch was am Preis drehen?“. Ich war mir eigentlich sicher, dass der Preis feststeht. „Ähm, klar…“, antwortete er. Es folge eine etwa 1,375 Sekunden lange Pause, die mir wie mehrere Minuten vorkam: „so zwei Mille??“, fügte er etwas salopp hinzu! Ich fiel in diesem Moment aus allen Wolken und sagte direkt am Telefon zu, ohne das Flugzeug je gesehen zu haben. Wir vereinbarten noch schnell einen Besichtigungstermin mit Prüfung der Dokumente, der Akten und Probeflug, bedankte mich und beendete danach das Gespräch. Ich legte das Telefon auf den Schreibtisch und sagte: „Ich glaube, wir haben ein Flugzeug!“. Tränen, Freude, Erleichterung, Bier, Sekt. Es passte! Geil! Endlich mal ein Erfolgserlebnis nach den eigentlich durchweg negativen Nachrichten und Rückschlägen in den letzten Jahren. Wahnsinn! Wir waren aus dem Häuschen!

Alles Weitere, wie die Besichtigung des Flugzeugs mit Probeflug und die Übergabe, folgt in Teil 2 :)