Am letzten Wochenende musste meine Freundin eine Kleinigkeit erledigen. Blöd nur, dass diese Kleinigkeit in der Nähe von Höxter erledigt werden musste. Ganz schön langer Ritt. Also hatte ich mir überlegt das Ganze mit einem Ausflug zu verbinden. Dann lohnt es sich auch. Ich fragte in Höxter an, ob ich die FK9 für den Tag haben könnte. „Klar, kein Problem…“, lautete die prompte Antwort. Wir packten also unsere sieben Sachen, erledigten was zu erledigen war und fuhren anschließend weiter auf den Räuschenberg, auf welchem der Flugplatz Höxter (EDVI) liegt. Während unserer Ankunft wurde die FK9 gerade mit 4 Leuten für uns geputzt und aufgetankt. Perfekt.
Nach der berühmten akademischen viertel Stunde, traf auch Patrick ein und drückte mir die ICAO Karten von Hannover und Hamburg in die Hände. „Hier…, ein GPS konnte ich leider nicht mehr auftreiben…“. Naja, eigentlich kein Problem. Die Sicht war größer als 10 Kilometer und das Wetter war stabil vorausgesagt, sollte sich also an diesem Tag nicht mehr ändern. Zumindest nicht zum Negativen. Mir bestand also ein Flug auf die Insel Juist (EDWJ) bevor, welchen ich ausschließlich mit Karte fliegen sollte. Ich war zwar schon auf Langeoog, Wangerooge und Norderney, hatte da als Unterstützung aber immer ein GPS dabei. Naja. Ich will schließlich Fluglehrer werden und sollte die terristrische Navigation eigentlich im Schlaf beherrschen.
Also stiegen wir nach dem Vorflugcheck ins Flugzeug und meldeten uns über Funk bei Höxter Info. Da war einiges los auf der Frequenz. Wir wurden sogar gefragt, ob es uns aufgrund des Verkehrs etwas ausmachen würde von der Piste 14 Gras zu starten. Das war natürlich kein Problem. 5 Minuten später waren wir in dier Luft. Man hatte den Flug vom vorherigen Briefing zwar im Kopf, holt aber trotzdem unmittelbar die ICAO Karte hervor, um sich eine Art Bestätigung für den richtigen Weg einzuholen. Das macht man indem man markante Punkte aus der Landschaft in der ICAO Karte sucht – und umgekehrt. Das klappte in dem bekannten Terrain hervorragend und ruck zuck waren wir an meiner ersten Auffanglinie, das Wiehengebirge. Porta erspähte ich schon einige Minuten vorher. Als nächsten Punkt hatte ich mir den Dümmer vorgenommen, der erst relativ spät zu erkennen war. Die Sonne stand auf dem Hinflug etwas ungünstig.
Am Dümmer angekommen ist es dann wahrlich nicht mehr schwierig nach Juist zu navigieren. Wenn man sich immer westlich der Autobahn A1 hält, wird man keine Probleme mit Lufträumen irgendeiner Art, wie zum Beispiel dem Luftraum Delta rund um Bremen, welcher östlich der Autobahn liegt, bekommen. Auf der Höhe von Cloppenburg splittet sich die Autobahn in die A29 nach Norden, wobei die A1 weiter in östlicher Richtung direkt nach Bremen verläuft. Nun lässt man Oldenburg östlichen liegen und kreuzt nach einer Zeit die Autobahn A28. Im weiteren Verlauf kann man sich an kleineren Baggerseen und Kanälen orientieren bis man die Stadt Aurich erreicht. Von hier aus bin ich etwa den Kurs 320° geflogen und sah nach wenigen Minuten bereits die Stadt Norden. Von dort aus sieht man an der Küste schon die begehrten Inseln. Juist ist sehr leicht durch die dünne Form und den riesigen Sandstrand auszumachen.
Über der Nordseeküste meldete ich mich bei Juist Info und wurde ziemlich nett empfangen und mit der Information, dass die Piste 26 aktiv sei gefüttert. Ich flog wie im Anflugblatt beschrieben über den langen Endanflug an. Auf Höhe von Norderney drehte ich noch einen Vollkreis um Höhe abzubauen. Das kann man zur Sicherheit ruhig melden, da auf den Inseln am Wochenende sehr viel Verkehr unterwegs ist. Nach dem Vollkreis passte die Höhe perfekt. Ich reduzierte die Geschwindigkeit auf 110 km/h, setzte die Klappen der FK9 auf die erste Stufe und schaltete die Benzinpumpe ein. Im Endanflug meldete ich erneut meine Position und bekam den Wind mit satten 22 Knoten aus 240° gemeldet. Immerhin rund 40 km/h. Im Endanflug wurde man aufgrund kleiner Hügel und Dünen leicht geschüttelt, ich setzte die Maschine einige Sekunden später jedoch weich auf Ihr Hauptfahrwerk. Die Landung war perfekt und kostete 8 Euro. Das ist für ein solches Ausflugsziel meines Erachtens nach in Ordnung.
Der Rückflug ging etwas schneller. Es war hier allerdings nicht der Wind oder ähnliches, sondern vielmehr die nun bekannte Strecke. Während man sich auf dem Hinflug von Punkt zu Punkt hangelte, versuchte man es beim Rückflug schon etwas routinierter querfeldein. Demnach landeten wir am Abend nach etwa 10-15 Minuten kürzerer Flugzeit sicher auf der Piste 14 in Höxter. Das war mal wieder ein tolles Erlebnis. Vor allem die Navigation ohne GPS, ausschließlich mit den ICAO Karten, hat viel Spaß gemacht. Ich denke, dass ich in Zukunft etwas weniger auf meinen elektronischen Freund und Helfer im Cockpit zählen werde. Ich kann jedem nur empfehlen so einen Ausflug mal ohne GPS zu wagen. Das macht Spaß, das ist Fliegen.