Naja, als kritisch kann man es nicht unbedingt bezeichnen. Gegenüber dem was ich eigentlich vor hatte aber schon :) Ich wollte einfach nur mal eine Runde durch die Gegend gurken und mir wieder einmal die Nachbarorte von oben anschauen. Als ich dann zum Flugplatz kam, gab es gleich die erste Überraschung, die ich schon beinahe wieder vergessen hatte. Eine niegelnagelneue Ikarus C42 schmückt die Halle am Oerlinghauser Flugplatz. Im Gegensatz zur „Alten“ ist das Tuch nicht nikotingelb sondern eher schneeweiß. Auch die Aluminiumteile glänzen ohne jegliche Korrosionsschäden um die Wette. Ein feiner Anblick. Muss man schon sagen…

Die C42 gehört demjenigen, der mir damals auch das Fliegen beigebracht hat – prinzipiell also der Flugschule Senne. Er hat mir natürlich sofort angeboten die Runde mit der neuen C42 zu drehen. Da ich zudem noch Solo los wollte, fragte er mich, ob ich ihn nicht mitnehmen kann. An dieser Stelle fiel die Entscheidung darüber wie viel Stress ich heute bei dem Flug um den Brei haben werde. Davon wusste ich nur nichts – noch nicht.

Also sind wir erstmal richtung Bielefeld geflogen um dort mit den ersten Überziehübungen zu starten. Die Theorie war mir nicht zuletzt aufgrund des Fluglehrerlehrgangs natürlich noch im Kopf. Es ist prinzipiell schon im Hirn eingebrannt, dass man im überzogenen Zustand mit dem Seitenruder korrigiert und das Querruder schön Querruder sein lässt. Leichter gesagt als getan. Ich kann an dieser Stelle jedem nur empfehlen öfter mal mit einem Fluglehrer in ein Flugzeug zu steigen als es das Gesetz vorschreibt (-> eine Stunde pro 24 Monate). Man hält es gar nicht für möglich, dass man in einer Extremsituation unbewusst falsche Reflexe hervorruft obwohl man genau weiß, dass es falsch ist. Man erinnere sich an meine Flugsimulatorkrankheit. Ihr wisst schon: Das Rühren mit dem Knüppel.

Es war in jedem Fall so, dass ich das Flugzeug in den überzogenen Flugzustand gebracht habe und dann tatsächlich reflexartig winzige bis mäßige Ausgleichbewegungen mit dem Querruder gemacht habe. Obwohl ich genau weiß, dass die ausgleichenden Bewegungen unbedingt mit dem Seitenruder erfolgen müssen. Denn in niedriger Höhe bei einem wirklichen Strömungsabriss kann das der letzte Flug gewesen sein wenn man falsch reagiert. Von einer Landung mal abgesehen. Ich werde das demnächst sicher öfter machen.

Der Flug sollte natürlich nicht mit einer normalen Landung enden. Wäre ja viel zu einfach. Also schnell auf 3.000 ft geschraubt, zentral über den Flugplatz geflogen und zack Triebwerk aus. Nun galt es vorerst mal Höhe durch einige Vollkreise abzubauen um dann im kurzen rechten Gegen-, Quer- und Endanflug die Piste 22 anzuvisieren. Auch das war mir eine Lehre. Natürlich im positiven Sinne, denn ich hätte schon nach einem, spätestens zwei Vollkreisen zur Piste fliegen wollen. Letztendlich haben wir ganz locker drei oder vier Vollkreise drehen können und mussten im kurzen Endteil trotzdem noch rund 700 ft Höhe durch kräftiges Slippen plattmachen.

Das war wirklich mal wieder ein interessanter und erfahrungsreicher Flug. Ich kann euch allen wirklich nur ans Herz legen ruhig mal alle 6 Monate mit einem Fluglehrer zu üben. Mit durchschnittlich 30 Stunden pro Jahr seid ihr zwar gut im Training und bekommt sicher sauber Landungen hin – Extremsituationen stehen im Gegensatz dazu aber auf einem ganz anderen Blatt Papier.